1.1 Definitionen: Die Grundlagen der Pflege bilden das Fundament für eine qualitativ hochwertige und bedarfsgerechte Pflege. Im Allgemeinen umfassen sie die folgenden Aspekte:
Menschliche Würde und Respekt: Jeder Mensch hat das Recht auf Würde und Respekt, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Religion oder körperlichem und geistigem Zustand. In der Pflege bedeutet dies, dass Pflegebedürftige als gleichberechtigte Menschen behandelt werden und ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche respektiert werden.
Autonomie und Selbstbestimmung: Jeder Mensch hat das Recht, über sein eigenes Leben und seine Pflegeentscheidungen selbst zu bestimmen. Pflegebedürftige sollten in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden und die Möglichkeit haben, ihre Pflegeziele und -Maßnahmen mitzubestimmen.
Vertraulichkeit und Datenschutz: Pflegebedürftige haben ein Recht auf Schutz ihrer Privatsphäre und Vertraulichkeit ihrer persönlichen Daten. Pflegekräfte sollten sensible Informationen nur mit Zustimmung der Betroffenen weitergeben und sicherstellen, dass Daten sicher und vertraulich behandelt werden.
Professionalität und Ethik: Pflegekräfte sollten eine hohe fachliche Kompetenz und Ethik aufweisen. Dies beinhaltet eine kontinuierliche Fort- und Weiterbildung, um den aktuellen Stand der Pflegewissenschaften und -praxis zu kennen, sowie die Einhaltung ethischer Grundsätze wie Verantwortung, Integrität und Sorgfalt.
Bedürfnisorientierung: Pflege sollte sich an den individuellen Bedürfnissen und Zielen des Pflegebedürftigen orientieren. Dazu gehört eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen und seiner körperlichen, geistigen, sozialen und emotionalen Bedürfnisse.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Eine gute Pflege erfordert eine enge Zusammenarbeit und Koordination zwischen verschiedenen Berufsgruppen, wie z.B. Ärzten, Therapeuten oder Sozialarbeitern. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht eine umfassende und bedarfsgerechte Versorgung der Pflegebedürftigen.
Diese Grundlagen der Pflege sollten von allen Pflegekräften beachtet und umgesetzt werden, um eine qualitativ hochwertige und bedarfsgerechte Pflege zu gewährleisten.
1.2 Pflegeversicherung:
Die Pflegeversicherung ist eine gesetzliche Versicherung in Deutschland, die dazu dient, die finanziellen Kosten der Pflegebedürftigkeit abzudecken. Die Pflegeversicherung wurde im Jahr 1995 eingeführt und ist Teil des gesetzlichen Sozialversicherungssystems.
Jeder, der in Deutschland einer versicherungspflichtigen Tätigkeit nachgeht, ist automatisch in der gesetzlichen Pflegeversicherung versichert. Dazu gehören auch Rentner und Arbeitslose. Die Pflegeversicherung wird durch Beiträge finanziert, die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gemeinsam getragen werden. Selbstständige können sich ebenfalls in der Pflegeversicherung versichern.
Im Fall einer Pflegebedürftigkeit übernimmt die Pflegeversicherung einen Teil der Kosten für die Pflege. Die Höhe des Beitrags, den die Pflegeversicherung übernimmt, hängt von der Pflegebedürftigkeit ab und wird in verschiedenen Pflegestufen eingeteilt. Die Einstufung erfolgt durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) anhand eines festgelegten Kriterienkatalogs. Die Leistungen der Pflegeversicherung umfassen unter anderem die häusliche Pflege durch Angehörige oder professionelle Pflegekräfte, die Tages- oder Nachtpflege in Pflegeeinrichtungen sowie die Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege, um pflegende Angehörige zu entlasten.
Neben der gesetzlichen Pflegeversicherung gibt es auch private Pflegeversicherungen, die zusätzliche Leistungen bieten und individuell gestaltet werden können. Private Pflegeversicherungen können eine sinnvolle Ergänzung zur gesetzlichen Pflegeversicherung sein, um eine umfassendere Absicherung im Pflegefall zu gewährleisten.
1.3 Pflegeprozess: Der Pflegeprozess ist ein systematischer Ansatz zur Planung, Umsetzung und Bewertung der Pflege, der dazu beiträgt, die Pflegequalität zu verbessern und sicherzustellen, dass die Bedürfnisse und Ziele des Patienten im Mittelpunkt stehen. Der Pflegeprozess besteht aus vier Phasen: Beurteilung, Planung, Umsetzung und Evaluierung.
Beurteilung: Die erste Phase des Pflegeprozesses besteht aus der Beurteilung des Patienten und seiner Pflegebedürfnisse. Der Pflegeprozess beginnt mit der Sammlung von Informationen über den Patienten, einschließlich seiner medizinischen Vorgeschichte, Symptome, Vitalparameter und Lebensumstände. Die Pflegekraft führt in dieser Phase auch eine körperliche Untersuchung durch, um den Gesundheitszustand des Patienten zu bewerten. Basierend auf dieser Beurteilung werden die Pflegebedürfnisse und Prioritäten identifiziert und dokumentiert.
Planung: In der Planungsphase werden Pflegeziele und Interventionen entwickelt, um die identifizierten Bedürfnisse des Patienten zu erfüllen. Die Pflegeziele sollten spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden sein. Basierend auf den Pflegezielen werden Interventionsmaßnahmen ausgewählt und dokumentiert, die dazu beitragen, die Ziele zu erreichen. In dieser Phase wird auch die Pflegeplanung mit dem Patienten oder seinen Angehörigen besprochen und abgestimmt.
Umsetzung: In der Umsetzungsphase werden die geplanten Pflegemaßnahmen durchgeführt. Die Pflegekraft setzt die Interventionen gemäß dem Pflegeplan um und dokumentiert die Durchführung der Maßnahmen und die Reaktion des Patienten darauf. Die Pflegekraft arbeitet auch eng mit anderen Mitgliedern des Gesundheitsteams zusammen, um sicherzustellen, dass die Pflege kontinuierlich und koordiniert erbracht wird.
Evaluierung: In der Evaluationsphase wird der Erfolg der durchgeführten Pflegemaßnahmen bewertet. Die Pflegekraft überprüft, ob die Pflegeziele erreicht wurden und ob die Interventionen effektiv waren. Falls notwendig, werden Anpassungen am Pflegeplan vorgenommen und neue Ziele und Interventionen entwickelt. Die Ergebnisse der Evaluierung werden dokumentiert und in die zukünftige Pflegeplanung einbezogen.
Der Pflegeprozess ist ein kontinuierlicher und iterativer Prozess, der sich auf die individuellen Bedürfnisse jedes Patienten konzentriert. Durch die Anwendung des Pflegeprozesses kann die Pflegekraft sicherstellen, dass die Pflege auf die Bedürfnisse und Ziele des Patienten abgestimmt ist, und eine qualitativ hochwertige Pflege bereitstellen.
1.4 Pflegemodelle: Es gibt verschiedene Pflegemodelle, die in der Pflegepraxis verwendet werden, um die Pflegeplanung und -praxis zu unterstützen. Jedes Modell basiert auf einer bestimmten Philosophie und einem Rahmenwerk für die Pflegepraxis. Einige der bekanntesten Pflegemodelle sind:
Das Roper-Logan-Tierney-Modell: Dieses Modell basiert auf dem Konzept, dass jeder Mensch einzigartig ist und ein eigenes Maß an Unabhängigkeit und Abhängigkeit hat. Das Modell teilt die Bedürfnisse des Patienten in fünf Kategorien ein: Atmung, Essen und Trinken, Elimination, Bewegung und Wahrnehmung. Es unterstützt Pflegekräfte bei der Identifizierung der Bedürfnisse des Patienten und der Entwicklung von Pflegeinterventionen, um diese Bedürfnisse zu erfüllen.
Das Orem-Modell: Dieses Modell basiert auf der Annahme, dass jeder Mensch in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen. Das Modell unterscheidet drei Arten von Bedürfnissen: Grundbedürfnisse, Entwicklungsbedürfnisse und Sozialbedürfnisse. Die Pflegekraft unterstützt den Patienten bei der Erfüllung seiner Bedürfnisse durch Bereitstellung von Unterstützung, Anleitung und Beratung.
Das Neuman-Modell: Dieses Modell basiert auf der Idee, dass der Mensch ein komplexes System ist, das von verschiedenen Stressoren beeinflusst wird. Das Modell identifiziert fünf Kategorien von Stressoren: physikalische, psychologische, soziokulturelle, Entwicklung und Umwelt. Die Pflegekraft arbeitet daran, den Patienten bei der Bewältigung der Stressoren zu unterstützen, um seine Gesundheit und sein Wohlbefinden zu fördern.
Das Roy-Modell: Dieses Modell basiert auf der Idee, dass jeder Mensch einzigartig ist und auf seine eigene Art auf die Umgebung reagiert. Das Modell unterscheidet vier Kategorien von Anpassungen: physiologische, selbstkonzeptuelle, Rollen- und Interaktionsanpassungen. Die Pflegekraft unterstützt den Patienten dabei, seine Anpassungen zu bewältigen, um seine Gesundheit und sein Wohlbefinden zu verbessern.
Das Benner-Modell: Dieses Modell basiert auf der Annahme, dass die Pflegepraxis auf klinischer Erfahrung und Expertise aufbauen sollte. Das Modell unterscheidet fünf Phasen der Kompetenzentwicklung: Anfänger, Fortgeschrittener, Kompetenter, Profi und Experte. Das Modell unterstützt Pflegekräfte dabei, ihre Fähigkeiten und Erfahrungen zu verbessern und zu erweitern.
Jedes Pflegemodell bietet einen einzigartigen Ansatz für die Pflegepraxis und hilft Pflegekräften, den Pflegeprozess zu planen, umzusetzen und zu bewerten, um eine qualitativ hochwertige Pflege zu gewährleisten.
1.5 Berufsethik: In der Pflege gibt es verschiedene ethische Grundsätze, die von Pflegekräften beachtet werden sollten, um eine gute Pflegepraxis zu gewährleisten. Einige der wichtigsten ethischen Grundsätze sind:
Autonomie: Autonomie bezieht sich auf die Fähigkeit eines Patienten, selbst Entscheidungen über seine Pflege und Behandlung zu treffen. Pflegekräfte sollten die Autonomie des Patienten respektieren und ihn bei der Entscheidungsfindung unterstützen.
Nicht-Maleficence: Nicht-Maleficence bezieht sich auf den Grundsatz “nicht schaden”. Pflegekräfte sollten sicherstellen, dass sie keinen Schaden anrichten oder verursachen.
Wohlwollen: Wohlwollen bezieht sich auf das Wohl des Patienten. Pflegekräfte sollten das Wohl des Patienten im Mittelpunkt ihrer Pflegepraxis halten und sicherstellen, dass die Pflege, die sie anbieten, im besten Interesse des Patienten ist.
Gerechtigkeit: Gerechtigkeit bezieht sich auf die faire Verteilung von Ressourcen und Pflege. Pflegekräfte sollten sicherstellen, dass alle Patienten gerecht behandelt werden und Zugang zu den notwendigen Ressourcen und Pflegeleistungen haben.
Vertraulichkeit: Vertraulichkeit bezieht sich auf den Schutz der Privatsphäre des Patienten und seiner persönlichen Daten. Pflegekräfte sollten sicherstellen, dass alle Informationen des Patienten vertraulich behandelt werden und nur für den Zweck verwendet werden, für den sie benötigt werden.
Würde: Würde bezieht sich auf die Würde und den Respekt, den jeder Patient als Mensch verdient. Pflegekräfte sollten sicherstellen, dass sie den Patienten respektvoll und würdevoll behandeln und ihre Persönlichkeit und Kultur berücksichtigen.
Diese ethischen Grundsätze sind wichtig, um eine qualitativ hochwertige Pflegepraxis zu gewährleisten, die auf den Bedürfnissen und Wünschen des Patienten basiert. Pflegekräfte sollten diese Grundsätze in ihre tägliche Praxis integrieren und sicherstellen, dass sie respektvoll, einfühlsam und verantwortungsbewusst handeln